Zinsen: Woher stammen sie, welchen Zweck haben sie und wodurch wird eigentlich die Höhe eines Zinssatzes bestimmt?

Zinsen sind stets in aller Munde – sei es im Gespräch über den Leitzins, im wirtschaftspolitischen Teil der Lieblingszeitung oder in der Diskussion über günstige Kredite. Doch so richtig viel Wissen hat kaum jemand, was diese allgegenwärtige Thematik betrifft.

Der Definition nach wird als Zins ein Geldbetrag bezeichnet, mit dem ein Schuldner für geliehenes Kapital bezahlt – der Zins ist also quasi der Preis des Geldes. Seine Höhe wird in Prozent gemessen und als Zinssatz bezeichnet. Der Zinssatz bezieht sich dabei immer auf einen festgelegten Zeitraum, er wird normalerweise für ein Jahr angegeben.
Zinsen spielen immer dann eine zentrale Rolle, wenn im öffentlichen Raum Geld geliehen oder verliehen wird – egal, ob bei Tagesgeldkonten, herkömmlichen Krediten oder Bausparverträgen.

Die Geschichte der Zinsen

Das Zinsprinzip besteht im Grunde schon seit Tausenden von Jahren. Die Geschichte der Zinsen begann sogar noch vor der Entstehung des Geldes: Wenn ein Bauer beispielsweise Getreide verlieh, verlangte er häufig einen Aufschlag von bis zu 50 Prozent in Form eines Naturalzinses. Dieser Aufschlag diente als Ausgleich für den Ertragsausfall des Bauern, da er das an den Schuldner verliehen Saatgut natürlich nicht mehr selbst anbauen konnte. Diesem Prinzip folgt auch der heutige Geldzins noch.

Mittlerweile gibt es einige Theorien und Hypothesen, die sich mit dem Sinn und Zweck beschäftigen. Der Wiener Ökonom Eugen von Böhm-Bawerk fasste das Schuldverhältnis als einen Tausch zwischen den Gegenwartsgütern des Verleihers und Zukunftsgütern des Schuldners auf: Der Eine schiebt seinen Konsum in die Zukunft, während der Andere ihn in die Gegenwart verlagert. Eine Investition von Kapital bedeutet also auch immer den Verzicht auf Konsum, was dann die Existenz eines Zinssatzes legitimiert.

Der Leitzins der Europäischen Zentralbank

Auf dem deutschen Finanzmarkt spielt der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) eine besonders große Rolle. Um eine Inflation und zu starke Preisschwankungen im Finanzsystem der EU-Länder zu verhindern, legt die EZB in regelmäßigen Abständen drei verschiedene Leitzinsen fest: den Einlagezinssatz, den Hautrefinanzierungssatz und den Spitzenfinanzierungssatz. Sie sollen dabei helfen, eine solide Preisstabilität zu schaffen. Da sich die Banken in der Euro-Region bei der EZB Geld leihen, um Kredite vergeben zu können, beeinflusst der Leitzins nicht nur die Höhe der Kreditzinsen, sondern auch die Höhe der Zinsen auf Tagesgeld-, Festgeld- oder Sparkonten.

Neben dem Leitzins der Europäischen Zentralbank beeinflussen jedoch auch andere Faktoren die Höhe des Zinssatzes, den ein Kreditnehmer an das jeweilige Kreditinstitut zahlen muss. Zunächst wird der Zinssatz natürlich von der Angebots- und Nachfragesituation auf dem Finanzmarkt bestimmt: Wenn beispielsweise viele Unternehmen Investitionen tätigen wollen und deshalb Kredite aufnehmen müssen, steigt das Zinsniveau. Umgekehrt sinkt der Zins, wenn nur eine geringe Anzahl an Krediten nachgefragt wird.
Des Weiteren beeinflusst die Risikobewertung des Schuldners die Höhe des Zinssatzes und die Darlehenssumme maßgeblich. Hier lautet das Schlüsselwort „Bonität“: Je sicherer der Job und damit auch die Einkommenssituation eines potentiellen Kreditnehmers, desto höher die Bonität. Außerdem überprüft das Kreditinstitut die Zahlungsmoral der Person, die um einen Kredit bittet. Dazu wird in der Regel in die Schufa eingesehen. Diese enthält sämtliche Informationen über bereits laufende Kredite und Verträge (z. B. Handyverträge), ausgegebene Kreditkarten sowie über abweichendes Zahlungsverhalten bzw. den Missbrauch von Konten und Kreditkarten.

Der Zinssatz des Beamtendarlehens

Jedoch gibt es auch einige wenige Finanzierungsmöglichkeiten, bei denen diese Faktoren kaum eine Rolle spielen. Eine davon ist das Beamtendarlehen: Dieses Darlehen gehört zu den günstigsten Krediten auf dem Finanzmarkt. Da es jedoch nur den Beamten sowie den Angestellten des Öffentlichen Diensts zur Verfügung steht, ist es nur mit sehr niedrigen Zinsen verbunden. Während der gesamten Laufzeit herrscht in der Regel eine Zinsbindungsfrist, die dafür sorgt, dass der anfangs gewährte Zinssatz auch im letzten Jahr der Abbezahlung gilt. Auf diese Weise wird dem Kreditnehmer garantiert, dass der Zinssatz sich nicht plötzlich erhöht und das Darlehen zu einer gravierenderen finanziellen Belastung wird, als zuerst angenommen.

Zusätzlich besticht das Beamtendarlehen mit sehr langen Laufzeiten von bis zu 12 Jahren. Die genaue Darlehenssumme hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie beispielsweise dem Eintrittsalter oder Gesundheitszustand des Kreditnehmers. Das Beamtendarlehen ist an eine Renten- oder Kapitalversicherung gekoppelt, in die dann monatlich ein fester Betrag eingezahlt wird. Die Zinsen gehen wiederum an die Bank. Wenn die Laufzeit des Darlehens dann einmal abgelaufen ist, wird das in der Versicherung angesparte Kapital, das der Darlehenssumme entspricht, im Rahmen einer Einmalzahlung getilgt. Damit eine Tilgung nach Ablauf der Laufzeit problemlos möglich ist, werden die Darlehenssumme und das in der Versicherung angesparte Kapital genau aufeinander abgestimmt. Falls ein Restbetrag übrigbleibt, steht dieser dem Kreditnehmer zur freien Verfügung.

Die Beamten und Angestellten des Öffentlichen Dienstes kommen in den Genuss dieses Darlehens, ohne dem Kreditgeber Informationen über ihre Job- bzw. Einkommenssituation mitteilen oder ihm Einsicht in ihre Schufa gewähren zu müssen. Im Grunde ist es allerdings trotzdem ihre Bonität, die ihnen die Inanspruchnahme des Beamtendarlehens zuspricht: Die sogenannten „Staatsdiener“ zeichnen in beruflicher Hinsicht vor allem dadurch aus, dass sie quasi unkündbar sind und im Regelfall ein recht hohes Gehalt beziehen. Diese Eigenschaften machen die Beamten und Angestellten des Öffentlichen Dienstes für Kreditgeber sehr attraktiv, da sie stellvertretend für eine sehr hohe Kreditwürdigkeit stehen.

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